München leuchtet!* – Vielleicht nicht ganz so hell, kulturgesättigt und kunstsinnig wie zur Zeit der Gebrüder Mann, der Gräfin Reventlow oder der Schwabinger Boheme um 1900, aber doch auffallend bunt. So bunt, dass selbst der ansonsten so nüchterne Oberbürgermeister starke Leuchtmittel hervorholt, um anläßlich der Fußball-Europameisterschaft das heimische Fußballstadion mit dem Regenbogen zu illuminieren. – Was ist da los? Was hat es auf sich mit der EM 2021 und mit der neuen Buntheit auf und neben dem Platz? Und wo ist eigentlich der sportliche Kern der Sache abgeblieben? „Unterm Regenbogen“ weiterlesen
Naher Osten
Seit mindestens zweieinhalb Jahrtausenden spiegeln sich Okzident und Orient an den östlichen Ufern des Mittelmeeres. Zumeist als Gegenbilder, oft aber auch als Vorbilder aufeinander bezogen, haben beide Seiten über Jahrhunderte hinweg in diesem hin und her wogenden Bruderzwist ihr jeweiliges Selbstbild geformt. Diese historisch-kulturellen, in der Regel religiös unterfütterten Konfliktlinien wirken bis heute nach und haben durch das Erstarken des radikalen Islamismus seit 2001, also in den vergangenen 20 Jahren, wieder deutlich an Brisanz gewonnen. Trotz 9/11, trotz Al Kaida und trotz der Attentatsserien des Islamischen Staats kommt uns beim Begriff “Naher Osten” jedoch weniger dieser untergründig fortwirkende Großkonflikt in den Sinn, sondern viel mehr das verwirrende Kaleidoskop inner-nahöstlicher Regionalkonflikte. „Naher Osten“ weiterlesen
Rettet den Diskurs!
Die Debattenkultur in unserem Land ist seit vielen Jahren notleidend. So notleidend, dass wir schon dachten, es könnte eigentlich nicht mehr schlimmer kommen. Doch wir wurden eines Anderen belehrt: Kamen schon die sog. “Flüchtlingsdebatte”, die “Euro-Debatte” und große Teile der “Klima-Debatte” als diskursive Tiefflüge daher, so lassen einen die aktuellen Auswüchse der “Corona-Debatte” beinahe ratlos zurück. „Rettet den Diskurs!“ weiterlesen
Mündige Bürger
“Habe den Mut, Dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!” – Mit dieser etwas pathetisch anmutenden Losung erreichte das Zeitalter der Aufklärung Mitte der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts einen markanten Höhepunkt. Wie ein Leuchtfeuer strahlt diese Kantsche Wendung seit nunmehr fast 250 Jahre in unsere Wohnstuben, unsere Hörsäle und in unsere oft leider nur noch schummerig beleuchteten Debattenräume. – Was ist aus dieser Formel und aus ihrem Wirkungsfeld geworden? Haben wir gegenüber den Antipoden, den Mächten der Gegenaufklärung, noch die Oberhand? Ist das autonome, vernunftbegabte Wesen als treibende gesellschaftliche Kraft überhaupt noch unter uns? Oder ist unsere Welt nicht längst viel zu komplex und unübersichtlich geworden, um sie in die Hände von Millionen eigenverantwortlich handelnder Individuen zu legen? „Mündige Bürger“ weiterlesen
Die Geldmacher
Elon Musk, Jeff Bezos, Warren Buffett, Bill Gates – Wer kennt Sie nicht? Die Superreichen, die Profiteure der großen Börsen-Bonanza, die mit Ihren astronomischen Milliardenvermögen die Hit-Listen von Forbes und The World`s Billionaires anführen. Woher kommt dieser Reichtum? Ist das noch normal? Gabs das früher auch schon? Ja, klar! John D. Rockefeller, Andrew Carnegie und Cornelius Vanderbilt hatten in ihrer Zeit mindestens den gleichen Krösus-Status wie ihre aktuellen Nachfahren. Auch sie haben bisher nie dagewesene Reichtumsrekorde gebrochen und jeweils Geldvermögen angehäuft, das Normalsterbliche in ihrem Leben niemals ausgeben können. – Also doch nichts Neues unter der Sonne? Neues Geld folgt halt auf altes Geld und wie im ausgehenden 19. Jahrhundert scheinen auch in diesen Tagen die hell strahlenden Leuchttürme der Milliardäre jenseits des Atlantiks im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu stehen. „Die Geldmacher“ weiterlesen
Back to the tribes
Der Mensch – wer will es bestreiten – ist ein Herdentier. Geprägt vom Leben in der gefahrvollen Wildnis haben bereits unsere hominiden Vorfahren die Nähe zu anderen Menschen gesucht und dabei über Jahrtausende hinweg die Solidarität in der kleinen Einheit eingeübt. Um so größer die gesellschaftlichen Einheiten wurden und um so anspruchsvoller das Leben in den sich herausbildenden Hochkulturen, um so herausfordernder wurden die Aufgaben der Solidaritätsvermittlung. Einsame Höhen erreichte dieser humane Vermittlungseifer in den modernen, säkularen Demokratien, die bekanntlich – so Ernst-Wolfgang Böckenförde – “die Voraussetzungen ihrer Existenz nicht selbst garantieren können”. Die Triumphe der bürgerlich-liberalen Demokratien über die feudale Ständegesellschaft und den real existierenden Sozialismus waren somit alles andere als vorhersehbar. Und wenn sich heute in den befriedeten Zonen des entwickelten Westens neue mächtige Spaltpilze emporrecken, dann ist das für die sensiblen Systeme aus dem gleichen Grunde mindestens ebenso gefahrenträchtig. Vor allem deshalb, weil sich die innergesellschaftliche Spaltung nicht nur entlang von zwei oder drei Trennungslinien vollzieht, sondern geradewegs in einen vielfarbigen Flickenteppich aus modernen Stämmen zu münden droht. „Back to the tribes“ weiterlesen
Schattenarmee
Kein Land der westlichen Welt hat in den zurückliegenden Jahrzehnten auf so dramatische Weise mit allem Militärischen gebrochen, wie Deutschland. Dass es im Jahre 2021 in der Mitte Europas überhaupt noch so etwas gibt, wie eine bewaffnete Streitmacht, grenzt fast an ein kleines Wunder und dürfte wohl eher äußerem Druck seitens der Verbündeten als innerem Antrieb zu verdanken sein. Warum ist das so? Warum kommt der Bundeswehr, der ersten wirklich demokratisch legitimierten Streitkraft auf deutschem Boden, ein so geringer Stellenwert zu? Warum ist die Distanz zwischen Armee und Gesellschaft in Deutschland so gewaltig? Haben wir einfach die Kraft verloren uns selbst zu verteidigen? Oder kommen wir gar – angesichts unserer historischen Verantwortung – an einer durchgreifenden Demobilisierung nicht vorbei? „Schattenarmee“ weiterlesen
Stromnot
Strom ist ein merkwürdiger Saft. Wir sehen ihn nicht, wir riechen ihn nicht und doch ist er allgegenwärtig. In unseren Büros, in unseren Fabriken, in unseren Wohnungen und überall dort, wo wir unsere Maschinen, unsere Fernseher und Radios und natürlich vor allem unsere so heiß geliebten Smartphones, IPads und Notebooks betreiben. Der elektrische Strom ist – mal abgesehen von unseren Grundnahrungsmitteln – unser eigentliches Lebenselixier geworden, unser Garant für Komfort und Entlastung. Ohne diesen wundersamen Saft würde in unserer Welt – das ist sicher – so gut wie nichts mehr funktionieren – Um so verblüffender ist es, dass wir zumindest in vielen entwickelten Regionen der sog. “Ersten Welt” angefangen haben, zentrale Stromlieferanten systematisch abzuschalten und zu demontieren. Besonders waghalsig verfolgt unser eigenes Land diese Demontage und scheint – trotz aller Warnungen – ernsthaft gewillt, innerhalb weniger Jahre gleichzeitig aus Atomkraft und Kohleverstromung auszusteigen. Ist das Mut, Verzweiflung angesichts der drohenden “Klimawende”, Leichtfertigkeit oder gar Wahnsinn? Haben wir wirklich die notwendigen Alternativen oder tun wir nur so? „Stromnot“ weiterlesen
Wohin des Wegs, Uncle Sam?
In den letzten Tagen konnte man die Erleichterung quasi mit Händen greifen. Tiefes Durchatmen in den Machtzentralen diesseits und jenseits des Atlantiks und bei fast allen Kolumnisten: Yeah! Trump is over! Die Guten haben gesiegt. Der Springteufel ist wieder in der Kiste. Doch Achtung! Auch wenn Trump von nun an nicht mehr im Oval Office, sondern in seinem Golf-Resort den Schläger schwingt, sind die Gründe für seine Wahl nicht verschwunden. Und auch wenn sich neue Präsidenten gerne in das helle Licht des Neuanfangs tauchen, geht es leider oft nur um einen schalen Neuaufguss des Alten. – Dass sich die USA auch unter Joe Biden weiterhin auf dem Scheideweg befindet, dürfte niemand ernsthaft bestreiten. Die Frage ist nur, wohin geht die Reise? Zurück auf Los oder zu neuen Ufern? „Wohin des Wegs, Uncle Sam?“ weiterlesen
Lernen aus der Krise
Wir leben in fragilen Zeiten. Was früher entlang stabiler Traditionsketten vorherbestimmt schien, verliert am nebeligen Horizont von pulsierender Gegenwart und schwankender Zukunft zunehmend an Konturen. Spätestens seit Mitte der 80er Jahre liefert uns die moderne Soziologie für dieses Phänomen sogar einen passenden Begriff, nämlich den der “Risikogesellschaft”*. Individualisierung, Globalisierung und Digitalisierung lassen das Stehende verdampfen und setzen Entwicklungen in Gang, die mit zunehmender Entfernung zum Ausgangspunkt immer mehr Ungewißheit produzieren. Heruntergebrochen auf unsere unmittelbare Gegenwart drängen sich dabei gleich mehrere Fragen auf: Haben wir die Weichen in diesem Risikoumfeld richtig gestellt? Sind wir lernfähig genug, um einmal eingeschlagene Holzwege auch wieder zu verlassen? Oder haben wir den Rubikon bei den ganz großen Projekten nicht längst kilometerweit hinter uns gelassen? „Lernen aus der Krise“ weiterlesen